Damit das Kind im web 2.0 nicht verloren geht
Infonachmittag der Sparkassenstiftungen zum Thema exzessive Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen
Rosenheim – Die Sparkassenstiftungen Zukunft haben sich dem hochaktuellen Thema der Mediennutzung angenommen. „Wie viel, und welche Art von Medienkonsum ist eigentlich gut für mein Kind?“ fragen sich viele Eltern angesichts des unübersichtlichen Angebots von Internet, Handy und Co. Antworten gab es bei der Fachtagung „Lost in Cyberspace? Digitale Medien in der Familie 2.0“, zu dem die Sparkassenstiftungen Zukunft für die Stadt und den Landkreis gemeinsam mit der Suchtberatungsstelle neon – Prävention und Suchthilfe Rosenheim geladen hatten: Rund 100 Fachleute, Lehrer und Eltern kamen am vergangenen Freitagnachmittag ins Kommunikationscenter der Sparkasse Rosenheim-Bad-Aibling, um sachliche Informationen und praktische Tipps rund um das Thema Medienkonsum und –erziehung zu erhalten.
Karl Göpfert, Vorstandsmitglied der Sparkassenstiftungen begrüßte die Gäste und die Referenten. „Ich freue mich, mit neon sehr kompetente und qualifizierte Partner zu haben“, so Göpfert. Seit 2012 begleiten die Sparkassenstiftungen als Partner verschiedene Projekte der bereits ausgezeichneten Rosenheimer Suchtberatungsstelle, die Kinder, Jugendliche und Eltern fit machen im Umgang mit den neuen Medien.
Benjamin Grünbichler, Geschäftsführer von neon, ging in seinem Vortrag auf die aktuellen medialen Entwicklungen und Trends ein. Jugendliche nutzen laut Grünbichler mittlerweile lieber den Massengerdienst WhatsApp als die soziale Plattform Facebook. Auch die Bilderplattform Instagram sei sehr beliebt. Als Hintergrund für die hohe Attraktivität der neuen Medien nannte der Suchttherapeut die Möglichkeit, sich im Netz ein „neues Ich“ mit hunderten von Freunden aufzubauen und dabei stets die Kontrolle zu behalten. Viele virtuelle Angebote entsprächen dem altersbedingten Bedürfnis, den eigenen Egozentrismus auszuleben, virtuell Grenzen zu überschreiten und sich an der Gegenwart zu orientieren – jeweils ohne jegliche Konsequenzen. „Eine Suchtgefahr ist aber erst gegeben, wenn die reale Welt immer mehr in den Hintergrund tritt“, so Grünbichler.
Dass es genau dazu kommen kann, darüber berichtete Christoph Hirte. Sein Sohn war über mehrere Jahre von einem Internetrollenspiel abhängig geworden. „Er war auf der sozialen Leiter ganz unten angekommen“, so Hirte. Seither engagiert er sich als Mediensuchtaktivist und bietet mit seiner Plattform www.rollenspielsucht.de Ratsuchenden ein Netzwerk an sowie die Unterstützung beim Aufbau einer Suchtselbsthilfegruppe.
„Das Internet ist nicht das Problem, sondern das Verhalten, wie wir damit umgehen“ meinte Ludwig Binder, ebenfalls Geschäftsführer von neon in seinem Vortrag „Digital Natives versus Digital Immigrants“. Eltern fehlten oft Kenntnisse und Erfahrung im Umgang mit den neuen Medien. Zentrale Aufgabe in der Medienerziehung sei es, auch hier feste Grenzen zu setzen und eine Kultur zu entwickeln mit festen Regeln – die in jeder Familie anders aussehen können. „Eltern sollten Vorbild in der eigenen Nutzung sein. Sie könnten den PC-Spiele-Konsum ihrer Kinder technisch, zeitlich und inhaltlich begrenzen, und sie können sich an Altersempfehlungen für die Mediennutzung halten“, so der Familientherapeut.
Auch Grünbichler empfahl den Anwesenden, „PC, Fernseher und Smartphone nicht zu früh ins Kinderzimmer zu lassen“, andere Hobbys zu fördern und auch Verständnis für das Medieninteresse der Kinder zu zeigen. „Die Kommunikation in der Familie ist die beste Prävention“, so der Suchttherapeut abschließend.
Weitere Informationen gibt es für Interessierte im Netz unter www.internet-abc.de/eltern und www.logout-projekt.de
Quelle: Sparkassenstiftungen Zukunft