Zitternde Hände und tiefliegende Augen – nicht nur Drogen- und Alkoholsucht können sich auf diese Weise äußern. Es gibt derzeit noch eine weitere Abhängigkeit, die den Experten Sorge bereitet: „Internet-Sucht“. Die Beratungsstelle „Neon“ nimmt sich jetzt mit einem neuen Baustein in seinem Angebotsspektrum dieser Droge an.
Rosenheim – Das Angebot der Suchtberatungsstelle „Neon“ reicht von Prävention bis hin zur therapeutischen Behandlung. Rund zehn Prozent der Beratungen drehen sich derzeit um Computer-Abhängigkeit. Der Großteil davon hängt laut „Neon“ mit der Nutzung von Online-Rollenspielen zusammen. Tendenz steigend.
Grundsätzlich gilt Computersucht als „substanzunabhängige Verhaltenssucht“. Trotzdem zeigen die Betroffenen oftmals ähnliche Entzugserscheinungen wie Alkoholiker oder Drogensüchtige – sie sprechen von Verlangen, können ihr Verhalten nicht mehr kontrollieren, obwohl sie wissen, dass sie sich damit schaden. „Wenn Eltern ein derartiges Verhalten bei ihren Kindern auffällt, sollten sie spätestens dann hellhörig werden“, erklärt dazu Benjamin Grünbichler von „Neon“.
Dabei ist Grünbichler keiner, der die Computerspiele verdammt. Doch er weiß, dass dahinter oftmals ein hohes Suchtpotenzial steckt: „Jeder Mensch will Anerkennung und die bekommt man bei diesen Spielen auf einfache Weise.“ Dem Fachmann ist es bei seiner Arbeit wichtig, mit Eltern und Lehrern zusammenzuarbeiten. Nur so könne man Prävention sinnvoll leisten.
Genau da setzt das neue Projekt „Logout“ an. Die Suchtberatungsstelle Neon wurde dafür von der Landeszentrale für Gesundheit und dem Bayerischen Gesundheitsministerium bereits ausgezeichnet.
„Logout“ ist ein dreigliedriges Interventionskonzept. Es beginnt bei der Prävention in Schulen und beinhaltet auch Beratung und Behandlung von Betroffenen. Die Online-Zeiten sollen dadurch auf ein verträgliches Maß reduziert und die Selbst- und Körperwahrnehmung gefördert werden. Bundesweit ist „Logout“ das erste familienorientierte Projekt zu der Thematik „exzessiver Computer- und Internetgebrauch“.
Der 17-jährige Tobias nahm bereits an „Logout“ teil. Er lernte zusammen mit anderen Jugendlichen alternative Freizeitbeschäftigungen kennen. Dadurch lernte er tatsächlich, dass Computerspielen nicht alles ist: „Zurzeit macht mir das Rumhängen vor dem Monitor gar nicht mehr so viel Spaß. Es langweilt mich eher.“
Dank der positiven Bewertung des Projektes durch die Sparkassenstiftungen wurde eine Förderung von „Logout“ durch beide Stiftungen in Aussicht gestellt. Durch diese finanzielle Unterstützung wird die Durchführung der präventiven Maßnahmen erst möglich gemacht. wu
Quelle: OVB Online